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REVIEW: Umbra (ELLEREVE)

TIPP

BY Erik Bosbach


Mit „Umbra“, das im November via Eisenwald erschien, präsentiert ELLEREVE ein Album, das tief in Schatten und Emotionen taucht, zerbrechlich und zugleich wuchtig! Das Soloprojekt spielt eine düstere sehnsuchtsvolle Mischung aus Doom, Post-Rock und Shoegaze.   


Der Opener „An Avalanche of Shudders“ startet mit einem beinahe filmischen Aufbau: atmosphärische Gitarrenflächen, ein leises Pulsieren, nach und nach kommt ein bedrückendes Riff hinzu, die Drums setzen ein, und es entsteht ein langsamer, aber steter Drang nach vorne. Der Song wirkt wie ein leiser, aber bestimmter Sturz in die Tiefen.

In „Like a Moth to a Flame“ setzt ELLEREVE auf Kontraste: zarte Melodien  in Kombination mit dunkleren Gitarrenakkorden, die wie Flammen züngeln. Der Gesang ist verletzlich-sehnsuchtsvoll, und erinnert daran, wie man sich von etwas Anziehendem mitreißen lässt, obwohl man weiß, dass es gefährlich ist.

„Crawl“ wurde bereits als Single ausgekoppelt und beschreibt eine Art Absinken ins Innerste, ein Untergehen in Schatten. Das Stück ist geprägt von schweren Gitarren und zerdrückenden Drums, die ein Gewicht tragen, das sich kaum abstreifen lässt. „Shores of Solitude“: Der Track bringt eine introspektive Ruhe mit sich: klanglich weicher, ruhiger, fast meditativ mit einem intimen Charakter. Mit „The Funeral“ schlägt das Album eine dunklere, dramatischere Richtung ein. Der Song klingt wie ein Trauermarsch: tiefe, drückende Gitarren, schwere Drum-Patterns, dazu der Gesang von Elisa Giulia Teschner, der Schmerz, Verlust und Abschied gleichermaßen vermittelt. Dichte Tragik ist spürbar, der Mittelteil steigert sich in der Intensität, bevor er sich zum Schluss hin wieder verneigt.

Es gibt kein Zurück mehr: Der Titel „Irreversible“ entpuppt sich als eine Mischung aus kraftvollen Riffs und elegischen Momenten. Besonders stark ist hier der Wechsel zwischen den zarten Passagen und den explosiveren Momenten.

„The Veil of your Death“ war ebenfalls eine Singleauskopplung: Hier treten Gast-Vocals von Michael J.J. Kogler (HARAKIRI FOR THE SKY, KARG) auf, was dem Track eine zusätzliche, kraftvolle Dimension verleiht. Eine düstere Hymne: schwarzmetallisch unterlegt mit epischen, fast sakral anmutenden Momenten. Der Kontrast zwischen ELLEREVEs melancholischem Gesang und Koglers wütenden Screams erzeugt eine dramatische Spannung, als ob Leben und Tod, Licht und Schatten direkt aufeinandertreffen. Instrumental gibt es eine Mischung aus tiefen Gitarren, Blast-Rhythmen und atmosphärischen Akkorden: kraftvoll und emotional dicht. „Swallowed & Disguised“ wirkt wie ein innerer Kampf dunkler Emotionen. Die Struktur ist weniger hymnisch mit gedehnte Gitarren und sanftem Pianospiel. Der Gesang klingt hier hautnah, der Song hat eine subtil bedrohliche Atmosphäre.

„Lost in Longings“ hat weiche Melodien, melancholische Tonleitern, und gefühlvollen Gesang, der von Sehnsucht, unerfüllter Wünschen und tiefem Schmerz erzählt. Gleichzeitig bauen sich im Hintergrund Gitarren auf, die nicht laut poltern, sondern eher wie Wogen erscheinen. „Unravel“ kommt dynamischer daher und kombiniert schwer doomige Gitarren mit klassischen Black-Metal-Riffs und erzeugt dadurch eine enorme Spannung. Besonders markant ist der Gastbeitrag von David “Eklatanz” Conrad von HERETOIR, dessen Stimme eine weitere innerer Turbulenz einbringt. Der Song pendelt zwischen vernarbter Zerbrechlichkeit und Explosion, ohne jemals komplett zu entgleisen. Starke Nummer!

Der abschließende Track „Trauma“ ist ein kraftvolles Statement und beginnt atmosphärisch, bevor über uns eine kräftige Welle aus Bass, fetten Synths und dröhnenden Gitarren erscheint, niederprasselt und mit sich reisst.

Mit „Umbra“ gelingt ELLEREVE eine mutige Weiterentwicklung. Das Album ist konsequent dual und balanciert zwischen Zerbrechlichkeit und Wucht, zwischen introspektiven Momenten und explosionsartiger Aggression. Produziert mit Salomon Appiah und gemischt sowie gemastert von Markus Stock im Klangschmiede Studio E, klingt das Album durchaus ausgefeilt und klar.
Bevor Elisa Giulia Teschner ELLEREVE gründete, war sie mit VARO aktiv, dort aber eher elektronisch-poporientiert. Das Debüt-Album „Reminiscence“ erschien 2023, nun wurde erfreulicher Weise nachgelegt und dezente Verlgeiche zu Chelsea Wolfe und Jayn Hanna „Darkher“ Wissenberg sollten erlaubt sein.


„Umbra“ ist voller Schatten, Schmerz und Wiederaufbau: ein intensives, emotionales Werk, das nicht leicht verdaulich ist.